Der Müll wird unsichtbar

Pilotprojekt: Unterflursystem am Hochhaus Feldbergstraße 35 in Betrieb genommen

Je größer eine Wohnanlage, desto mehr Abfall wird produziert. Und je mehr Müllcontainer benötigt werden, desto größer ist der Bedarf an Stellflächen. Auch optisch sind die Müllstandplätze oft alles andere als ansprechend. Doch es geht auch anders: Am Hochhaus Feldbergstraße 35 wurde nun das erste Unterflursystem in Langen für die Entsorgung von Restmüll, Altpapier, Verpackungen und Biomüll in Betrieb genommen.

Gemeinsam gaben der Vorstand der Baugenossenschaft, Wolf-Bodo Friers und Stephan Langner, der Betriebsleiter der Kommunalen Betriebe Langen (KBL), Manfred Pusdrowski, sowie Bürgermeister Jan Werner den Startschuss für das Pilotprojekt.

Startschuss für den Einsatz des ersten Abfall- Unterflursystems in Langen (von links): KBL-Betriebsleiter Manfred Pusdrowski, der Vorstand der Baugenossenschaft mit Wolf-Bodo Friers und Stephan Langner sowie Bürgermeister Jan Werner. Foto: Schaible/Stadt

Der Name Unterflursystem verrät es schon: Der anfallende Hausmüll wird in unterirdischen Containern gesammelt – platzsparend, unsichtbar und geruchsarm. Oberirdisch sind lediglich die Einwurfsäulen zu sehen. Diese können mit einem Schloss ausgestattet werden, sodass nur Bewohner mit dem passenden Schlüssel oder einem Chip die Einwurfklappe aufschließen können. Das soll vermeiden, dass Unbefugte ihren Müll dort entsorgen. Anders als Mülltonnen sind Unterflursysteme barrierefrei, hebt Manfred Pusdrowski einen weiteren Vorteil hervor.

So groß wie vier Müllgroßbehälter: Ein Unterflurbehälter beim Einbau. Foto: KBL

Die Einwurfklappe ist in ihrer Höhe so angebracht, dass sie für Rollstuhlfahrer, Kinder oder ältere Personen gut zu erreichen ist.

Jeder Unterflurbehälter mit einem Volumen von fünf Kubikmetern kann vier oberirdische Müllgroßbehälter mit je 1,1 Kubikmetern Volumen ersetzen. Der Abfall kann nach Angaben der Herstellerfirma nicht brennen, Insekten, Ratten und andere Tiere finden keinen Zugang zu den Inhalten. Und durch die Lagerung des Abfalls im kühlen Erdreich wird die Geruchsbelastung minimiert.

Unterflursysteme für Restmüll, Papier- und Biomüll haben sich in Darmstadt, Berlin, Hamburg und Hannover sowie in vielen anderen deutschen Städten bewährt. Im Ausland – zum Beispiel in Frankreich, den Beneluxländern, Südeuropa oder auch in Skandinavien – sind Unterflursammelsysteme seit vielen Jahren etabliert. Dort kommen sie auch auf vielen öffentlichen (Markt-) Plätzen zum Einsatz.

In Langen übernimmt die Baugenossenschaft Langen die Vorreiterrolle. Sie ist Eigentümer des Hochhauses Feldbergstraße 35, das in den vergangenen Jahren umfassend saniert und mit einer charakteristischen Außenfassade versehen wurde. In dem Gebäude mit 15 Stockwerken leben rund 300 Menschen, die bislang 25 große Müllbehälter mit einem Volumen von jeweils 1,1 Kubikmetern vor dem Haus stehen hatten. Zukünftig können sieben Unterflursysteme für die Müllentsorgung genutzt werden.

Angeregt hat das Pilotprojekt der Vorstand der Baugenossenschaft, das Konzept haben die Kommunalen Betriebe auf den Weg gebracht.

Kein schöner Anblick: Bislang warteten 25 große Müllbehälter darauf, von den Bewohnern der Feldbergstraße 35 befüllt zu werden.
Foto: Schaible/Stadt Langen

Die Baugenossenschaft verspricht sich vom Einsatz der Unterflursysteme eine optische Aufwertung des gesamten Hochhaus-Umfelds. „Davon profitieren nicht nur unsere Mieter, sondern auch

die gesamte Nachbarschaft, die dann nicht mehr auf die Müllcontainer schauen muss“, betont Wolf-Bodo Friers, Vorsitzender des Vorstands.

KBL-Betriebsleiter Manfred Pusdrowski lobt den Vorstoß der Baugenossenschaft, der einem bundesweiten Trend folgt. „Die Kommunalen Betriebe sind stolz darauf, dieser Innovation in Langen den Weg geebnet zu haben. Das wird dem Stadtbild guttun, auch in den Neubaugebieten“. Mit einer Änderung der Abfallsatzung hatte die Stadt Langen zum 1. Januar 2020 die Möglichkeit geschaffen, dass sich Grundstückseigentümer und Bauträger in Langen für Unterflursysteme zur Abfall- und Wertstoffentsorgung entscheiden können.

Testleerung: Der Fahrer des Müllfahrzeugs hat einen Behälter an den Haken genommen.

Als zweites Projekt wurde bereits mit dem Bauträger Bonava der Einbau von acht Unterflursystemen im „Römerquartier“ zwischen Hans-Kreiling-Allee und Nordendstraße vertraglich vereinbart. Für weitere 35 Unterflursysteme laufen aktuell Gespräche mit unterschiedlichen Bauträgern (Baugenossenschaft, Bonava, LIG Bau) an verschiedenen Stellen im gesamten Stadtgebiet. „Bis Ende des Jahres könnten Vereinbarungen für den Einbau von etwa 50 Unterflursystemen vorliegen“, gibt sich Manfred Pusdrowski optimistisch. Generell mache diese neue Art der Abfallentsorgung überall dort Sinn, wo Geschosswohnungsbau entstehe.

Die Bauträger übernehmen die Kosten für den Erdaushub und den Betonschacht, während das Unterflursystem von KBL gekauft und dem Bauträger über eine Gebühr zur Verfügung gestellt wird. Bonava hat sich für die Anmietung entschieden, während die Baugenossenschaft beim Pilotprojekt sämtliche Kosten direkt übernommen hat.

Vorteile bringen die Unterflursysteme auch bei der Müllabfuhr mit sich: Es fallen weniger Fahrten durch Müllfahrzeuge an, die Belastung durch CO2 und Feinstaub wird somit reduziert. Zur Bedienung des Fahrzeugs ist nur ein Mitarbeiter erforderlich.

Wenn eine ausreichend hohe Anzahl von Unterflursystemen in Langen im Einsatz ist und damit der Betrieb eines eigenen Entleerungsfahrzeugs wirtschaftlich wird, soll eine Beschaffung erfolgen. Bis dahin werden die Unterflursysteme durch Fahrzeuge eines privaten Entsorgers im Auftrag der Kommunalen Betriebe geleert. Die dafür anfallenden Kosten rechnet KBL über die Leistungsgebühr ab.

Sieben Unterflurbehälter sind in der Feldbergstraße 35 eingebaut worden. Foto: KBL