Flexibler bei der Müllabfuhr

Neues schmaleres Fahrzeug kommt besser durch Engstellen

Größer ist nicht immer besser: Ging der Trend in der Abfallwirtschaft in der Vergangenheit hin zu breiten und längeren Fahrzeugen mit mehr Zuladekapazität, ist nun verstärkt ein vielfältiger Fuhrpark im Fokus. Damit kann den verschiedenen und sich wandelnden Bedürfnissen in den Innenstädten besser Rechnung getragen werden.

Die Abfallservice Langen Egelsbach GmbH (ALEG) hat aus diesem Grund nun ein schmales, zweiachsiges Müllauto angeschafft. Dieses sogenannte Engstellenfahrzeug hat zwar eine geringere Kapazität als die sonst genutzten Dreiachser, ist aber wendiger und deshalb in schmalen Straßen besser einzusetzen.  Und Einsatzmöglichkeiten gibt es in Langen genug. „Davon profitieren Bürger in etlichen Teilen der Stadt“, sagt Manfred Pusdrowski, Leiter der Kommunalen Betriebe Langen (KBL), in deren Auftrag die ALEG die Müllentsorgung in der Sterzbachstadt übernimmt.

Mit dem neuen kleineren Müllfahrzeug sind Engstellen wie im Belzborn kein Problem mehr. Das hat die ALEG kürzlich bei einer Probefahrt mit einem Leihfahrzeug ausgiebig getestet.
Foto: Krupka/ALEG

In Langen in den Blick geraten ist das Thema im Neubaugebiet Belzborn. Dort sind die Wohnstraßen ringförmig angelegt. Doch die Müllfahrzeuge kommen nicht um die scharfen Kurven. Rückwärts fahren dürfen sie dort auch nicht. „Die Änderung der verbindlichen Branchenrichtlinie in Bezug auf das Rückwärtsfahren betrifft natürlich nicht nur uns“, erläutert Ralf Krupka, Geschäftsführer der ALEG. „In vielen anderen Kommunen sorgt das auch für Probleme.“

In einer von KBL vorgenommenen Gefährdungsbeurteilung wurde aufgrund der neuen Richtlinien das Rückwärtsfahren der üblichen Müllfahrzeuge auch in Teilbereichen der Langener Altstadt, in Oberlinden und im Neurott wegen des zu geringen Sicherheitsabstands als zu gefährlich eingestuft. Dort müssten entweder die Mülltonnen von den Bewohnern zu festgelegten Sammelplätzen transportiert oder durch Halteverbotszonen Parkplätze beseitigt und somit die befahrbare Straßenfläche vergrößert werden.

Besonders kritisch ist die Situation in der Bachgasse. Dort würde eine Festlegung von Sammelplätzen zu erheblichen Problemen führen, weil aktuell auch die Anwohner der angrenzenden Gassen ihre Mülltonnen dort zur Leerung bereitstellen. Bei Wegfall der Müllentsorgung in der Bachgasse müssten die Bewohner der Altstadt lange Wegstrecken zurücklegen.

Auch im Belzborn wurde noch einmal ganz genau hingeschaut. Nachdem der Endausbau der Wohnstraßen mittlerweile erfolgt ist, haben die KBL das Fachinstitut INFA damit beauftragt, die Situation zu bewerten und Lösungen zu suchen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Anschaffung eines kleineren Fahrzeugs die sinnvollste ist, weil davon eben auch noch die Bewohner anderer enger Straßen in der Stadt profitieren.

Das Engstellenfahrzeug hat im Gegensatz zu herkömmlichen Müllfahrzeugen (Nutzlast elf Tonnen) nur eine Kapazität von knapp vier Tonnen. Es ist somit kein gleichwertiger Ersatz. „Wir haben es daher zusätzlich zum aktuellen Fahrzeugbestand beschafft“, sagt Manfred Pusdrowski. Für seinen künftigen Einsatz wurde deshalb ein komplett neuer Abfuhrbezirk gebildet. Anders als die bisherigen zehn Bezirke ist er allerdings nicht klar räumlich umrissen, sondern beinhaltet alle engen Straßen und Gässchen in Langen.

Zum neuen Bezirk 11 gehören: Amselweg, Außerhalb SW, Bachgasse, Borngasse, Carl-Schuhmann-Ring, Dürerstraße, Fasanenweg, Finkenweg, Flatowstraße, Grünewaldstraße, Helga-Haase-Ring, Hermann-Bahner-Straße, Hermann-Weingärtner-Ring, Im Buchenhain 21-47, Im Loh, In den Tannen 29-45, Kollwitzstraße, Konrad-Frey-Ring, Liebermannstraße, Meisenweg, Olympischer Weg, Prinzessin-Margaret-Allee, Rosa-Reichert-Ring, Rotkehlchenweg, Schafgasse, Schulgässchen, Spitzwegstraße sowie Wagnerstraße 2-32. Über die Veränderungen der Toureneinteilung zum 1. Januar 2022 werden die Anwohner unter anderem durch Wurfsendungen informiert. Und natürlich sind alle Fakten auch im Abfallkalender 2022 zu finden, der Anfang Dezember verteilt wird.

Die ALEG wird nun zudem prüfen, ob es auch Straßen in Egelsbach gibt, in denen das neue Fahrzeug besser eingesetzt werden kann als die großen Dreiachser. Auch bei der Sperrmüllabfuhr in Langen und Egelsbach kann es zum Einsatz kommen.

„Mit diesem kleineren Müllfahrzeug können wir die Probleme, die uns die geänderten Branchenrichtlinien ohne unser Verschulden eingebracht haben, nun zur Zufriedenheit aller lösen“, freut sich auch Bürgermeister Jan Werner. „Und wir helfen dabei noch Bürgern in vielen Teilen der Stadt. Es war aber auf jeden Fall richtig, nach dem Bekanntwerden der Schwierigkeiten im Belzborn nicht sofort überstürzt zu handeln, wie es ja einige gefordert haben. Wir haben den Endausbau der Straßen abgewartet, die Situation dann abschließend bewertet und uns gleichzeitig die anderen Bereiche der Stadt angeschaut. Und auf Basis all dieser Erkenntnisse ist jetzt eine fundierte Entscheidung getroffen worden.“