Corona zwingt Wertstoffhöfe zur Zwangspause
Der Wertstoffhof der Kommunalen Betriebe Langen an der Darmstädter Straße ist und bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Gleiches gilt auch für die Annahmestelle in Egelsbach Darauf haben Bürgermeister Frieder Gebhardt, sein Egelsbacher Kollege Tobias Wilbrand und KBL-Betriebsleiter Manfred Pusdrowski unmissverständlich hingewiesen. „Auch, wenn wir verstehen, dass die Leute ihren Sperrmüll und gerade jetzt in der beginnenden Gartensaison ihren Grünschnitt loswerden wollen, müssen wir angesichts der Corona-Pandemie verantwortungsvoll handeln und uns strikt an die Vorgaben der Bundesregierung halten“, betonen Gebhardt, Wilbrand und Pusdrowski.
Klare Ansage der Politik sei es, jetzt alle vermeidbaren Sozialkontakte unbedingt zu unterlassen und wenn irgend möglich, zu Hause zu bleiben – mindestens bis erkennbar sei, ob und wie die ergriffenen Maßnahmen wirken. Nach Meinung der Mediziner und Virologen sind die nächsten Wochen entscheidend für die Prognose darüber, wie sich das Corona-Virus weiter ausbreitet. „Solange solche Informationen nicht vorliegen, werden wir dem Appell der Regierung folgen und die Wertstoffhöfe komplett geschlossen halten“, sagt Pusdrowski. Dreieich, Neu-Isenburg und der überwiegende Kreis Offenbach, aber auch Erzhausen und viele andere Kommunen (vor allem in Bayern) hätten sich genauso entschieden und ihre Entsorgungseinrichtungen für den Publikumsverkehr dichtgemacht.
Das sei in diesen Zeiten auch der absolut richtige Weg, um die Ansteckungsgefahr der Mitarbeiter und der Kunden zu mindern. Oberstes Gebot müsse es sein, sich jetzt nicht anzustecken und die Mitmenschen keiner unnötigen Ansteckungsgefahr auszusetzen. An diese Maxime müssten sich gerade kommunale Einrichtungen wie die Stadtwerke und die Kommunalen Betriebe halten. „Wir brauchen alle Kräfte, um die wirklich notwendigen Dinge wie die Strom- und Trinkwasserversorgung und die Abfuhr von Rest- und Biomüll in der aktuellen und sich vermutlich noch verschärfenden Krise sicherzustellen“, hebt Pusdrowski hervor, der auch Chef der Stadtwerke Langen ist, die ihr Kundenzentrum geschlossen haben. Gerade bei der Wertstoffannahme würden viele Ältere mit Vorerkrankungen arbeiten, für die ein Kundenkontakt absolut tabu sein müsse.
Im Gegensatz zum Lebensmittelhandel zähle die Kellerentrümpelung oder das Wegeschaffen von Gartenabfällen in keiner Weise zu den lebensnotwendigen Grundbedürfnissen. „Das kann tatsächlich ein paar Wochen liegen bleiben, auch wenn es stört und unangenehm ist und viele Leute im Moment viel Zeit für Gartenarbeit und ähnliches haben“, erklärt Pusdrowski.
Fakt ist auch, dass die Mengen, die am Wertstoffhof angeliefert würden, im Moment schwer wegzubekommen sind. Der Grund: Viele Subfirmen holen derzeit keine Container ab und wenn ja, nur sehr unzuverlässig und zu nicht planbaren Terminen.
Gut gemeinte Vorschläge wie „Reinlassen nur nach Einzelanmeldung“, „Personal soll die geordnete Zufahrt steuern“, „Ordnungskräfte einsetzen, um Ansammlungen von mehr als zwei Personen zu unterbinden“ sind nach Pusdrowskis Worten reine Theorie. „Sollten wir jetzt den Wertstoffhof temporär wieder öffnen, würden wir vermutlich einen nicht kontrollierbaren Ansturm und heilloses Chaos auslösen“, prophezeit der Betriebsleiter. Und das sei das Wenigste, was in dieser Krise gebraucht werde.
Laut wurden zudem Stimmen, die vor Jahren in Langen abgeschafften Grünschnittcontainer wieder einzuführen. In der Vergangenheit standen sie im Frühjahr und Herbst für einige Wochen an zentralen Punkten im Stadtgebiet und wurden regelmäßig von KBL geleert. Durch dieses Angebot könnten Kontakte am Wertstoffhof vermieden und der Bevölkerung dennoch die Möglichkeit zur Grünschnittentsorgung eröffnet werden. Doch leider ist auch diese Alternative als Problemlösung nicht geeignet, wie Pusdrowski bedauert. Schon damals seien die Grüncontainer in vielen Fällen zur illegalen Entsorgung genutzt worden, zum Beispiel für Bauschutt, Reifen und Restmüll, was hohe Kosten verursacht habe. Außerdem könne angesichts der krankheitsbedingten Engpässe bei der Abfallservice Langen Egelsbach GmbH und bei privaten Entsorgern eine flächendeckende Aufstellung und Leerung nicht zuverlässig organisiert werden, zumal an den Standorten überwacht werden müsse, ob die Regeln zur Vermeidung von Ansteckungsgefahren eingehalten werden. „Das ist in der derzeitigen Situation schlicht nicht leistbar.“ Und das gelte genauso für den Vorschlag, am Tor vor dem Wertstoffhof Container für „unkritische“ Abfälle aufzustellen.
Laut Pusdrowski, Gebhardt und Wilbrand bleiben die Einrichtungen in Langen und Egelsbach bis mindestens Ostern geschlossen. „Dann entscheiden wir von Woche zu Woche neu und werden uns konsequent an die Empfehlungen der Behörden und der Fachleute halten“, bli-cken der KBL-Betriebsleiter und die beiden Bürgermeister voraus. Bis dahin werde es in Langen und Egelsbach auch keine Termine für die Sperrmüllabfuhr geben, weil das Personal dringend benötigt werde, um die turnusgemäße Abfuhr von Restmüll und Biomüll solange es geht aufrechtzuerhalten. „Die wirklich wichtigen Dinge müssen gemacht werden und wir appellieren um Verständnis dafür, dass dazu nicht alle gewohnten Serviceleistungen der Kommunen gehören.“ Andererseits sei aber auch klar, dass nach dem Ende der Krise flexible und möglicherweise unkonventionelle Lösungen für die Anlieferung am Wertstoffhof und vor allem die Entsorgung von Grünschnitt gefunden werden müssten, um den Entsorgungs-stau zu bewältigen. „Bis dahin bleibt nur, die Bevölkerung um Geduld und Nachsicht zu bitten.“