Umfangreiche Untersuchung des Sterzbachs

Überschwemmungen in der Altstadt sollen abgemildert werden

Der Klimawandel macht auch vor Langen nicht halt und so sind Regenschauer in jüngerer Zeit auch hier immer öfter kurz, aber heftig. Die großen Wassermassen, die teilweise binnen weniger Minuten entstehen, können von der Kanalisation oft nicht komplett aufgenommen werden und suchen sich andere Wege. In der Altstadt sorgte der Sterzbach in den vergangenen Wochen für Probleme. So standen in der tief liegenden Borngasse mehrere Grundstücke und Häuser unter Wasser. Zum Glück entstand dabei nur Sach- und kein Personenschaden, doch auch der schädigt die Betroffenen finanziell beträchtlich. Stadtverwaltung und Kommunale Betriebe Langen (KBL) wollen jetzt alle Möglichkeiten ausloten, wie derartige Überschwemmungen verhindert oder zumindest abgeschwächt werden können.

Mehrere Expertenteams haben sich die Situation vor Ort bereits angesehen. In Trockenwetterzeiten durchfließt der Sterzbach oft nur als kleines Rinnsal die Altstadt. Bei Regenereignissen können die Wassermengen allerdings stark ansteigen. Um Starkregenereignisse abzufangen, haben schon die Langener Vorväter Maßnahmen ergriffen. So wird die Zuflussmenge in die Altstadt schon am Stumpfen Turm durch eine Durchlassverringerung gedrosselt. Zusätzlich wird Wasser auf die Weiherwiese abgeleitet. Allerdings kommt nach dem Stumpfen Turm Wasser von Dachflächen der Bachgasse hinzu.

Durch die geringe Wassermenge im Sterzbach und das warme Wetter kommt es in jüngster Zeit im Bereich der Altstadt zu vermehrtem Algenwachstum im gemauerten, offenen Buntsandsteinbett des Sterzbachs. Bei den starken Regenfällen wurden die Algen von den Was-sermassen weggeschwemmt und verstopften die Gitter vor den Einläufen in den Kanal. So staute sich das Wasser in der Borngasse auf.

Schon nach dem ersten Starkregen hatte die Stadt deshalb umgehend den Auftrag erteilt, die Absperrgitter am Schneidhiwwelplatz und in der Borngasse zu verändern. Bislang waren die Metallstäbe senkrecht angebracht. Inzwischen wurden sie waagerecht eingebaut. So können Pflanzen oder Gegenstände besser abfließen, ohne sich zu verfangen. Da die Arbeiten allerdings erst drei Tage nach dem zweiten Starkregen stattfanden, konnte die Wirksamkeit dieser Maßnahme noch nicht beurteilt werden. Eines ist klar, betonte Stadtbrandinspektor Frank Stöcker: „Ein Gitter dort muss unbedingt sein, ansonsten könnten Kinder in den unterirdischen Bachlauf klettern oder stürzen.“ Ans Tageslicht tritt der Sterzbach erst wieder an der Rechten Wiese.

Die bisher senkrecht ausgerichteten Sperrgitter vor den Einläufen in den Untergrund wurden bereits waagerecht umgebaut. Das soll verhindern, dass sich Algen dort sammeln und das Wasser aufstauen.
Foto: Schaible/Stadt Langen

Rechenwerke und Einläufe werden von den Kommunalen Betrieben wöchentlich und nach Starkregen kontrolliert. So war ein Mitarbeiter sogar noch am frühen Morgen vor dem zweiten Unwetter vor Ort.

Als erste Maßnahme gegen die Algen werden die KBL das gemauerte Bachbett in der Altstadt häufiger als bisher reinigen. „Wir werden die Algen jetzt wöchentlich von Hand abrechen“, erklärte Gerd Fitterer, Technischer Leiter der Stadtwerke und bei den Kommunalen Betrieben für den Bereich Entwässerung und Tiefbau zuständig.

Von der Stadtverwaltung war bereits geplant, 2022 den verrohrten Bachlauf innerhalb des Stadtgebietes mit der Kamera zu untersuchen, um Informationen zum Zustand der teilweise schon Jahrzehnte alten Verrohrung zu erhalten. „Nun werden wir diese Kamerabefahrung schnellstmöglich vorziehen“, versprach Jan Werner. So soll überprüft werden, ob beispielsweise Wurzeln oder eingestürzte Decken- oder Wandbereiche der Verschalung den Ablauf des Wassers behindern.
Auch die betroffenen Hausbesitzer können etwas tun: „Wenn Sie kleine Absätze an der Grundstücksgrenze schaffen, kann das Wasser nicht so einfach in den Hof und das Haus laufen“, riet Stadtbrandinspektor Frank Stöcker, in der Stadtverwaltung auch für den Katastrophenschutz zuständig. Gemäß der Entwässerungssatzung der Stadt Langen muss sich jeder Grundstückseigentümer vor Rückstau und Überschwemmungen selbst schützen. Daher appellieren Bürgermeister Jan Werner und Erster Stadtrat Stefan Löbig an die gesamte Bevölkerung, vorzusorgen und nicht zu warten, bis die Schäden da sind. Die Kommunalen Betriebe Langen sind gerne bereit, dazu umfassend zu beraten.

Von der Bach- und der Borngasse geht der Blick auch in die Nachbarschaft. „Unter dem oberen Parkplatz des Freibads ist ein altes Regenüberlaufbecken aus der Nachkriegszeit. Wir werden prüfen, ob es Sinn macht, dieses zu erweitern“, sagte Gerd Fitterer. Hintergrund ist, dass bei Starkregen Wasser von der Teichstraße Richtung Sterzbach fließt. Die Idee, die Weiherwiese durch Umgestaltungen noch stärker zur Speicherung zu nutzen, ist nach seinen Worten nicht umzusetzen: „Wenn wir dort etwas verändern, schaffen wir nur neue Probleme“, erläuterte der Fachmann.

„Wir werden das Thema in den kommenden Wochen umfangreich beleuchten und verschiedene Maßnahmen prüfen“, fasst Jan Werner das konstruktive Gespräch mit den Anwohnern zusammen. „Es ist klar, dass wir das Problem nicht von einem Tag auf den nächsten lösen werden. Aber wir werden alles daransetzen, den Bewohnern entlang des Sterzbachs solche Überflutungen künftig möglichst zu ersparen.“